Bericht zur Tour
Autor
Claude Andres
Erstellt am
27.02.2017 16:24
Letzte Änderung
27.02.2017 16:29
Tourenbericht

Bigler Lilo (G), Bigler Ernst (G), Blickenstorfer Barbara, Bucher Kurt (G), Nagel Kurt, Sennhauser Beat, Unterrassner Margrit

Verhältnisse:
5 Pulverschnee-Skitouren bei schönem Wetter
1 Skitour mit Schneefall am letzten Tag
Lawinengefahr mässig

Bergführer:
Simon Kehrer, 39030 Enneberg/Marebbe - BZ, Italien

Basis:
Ostaria Posta, Picolin 42, 39030 San Martin de Tor - BZ, Italien
Unsere Top-Gastgeber: Die Ladiner-Familie Tolpeit.
Chef Philipp, seine Frau Manuela und die Kinder Lena und Matî. Die Eltern Margareth und Paolo
Herzlichen Dank für die tolle, sehr geschätzte Gastfreundschaft! Wir kommen wieder

Samstag, 18.2.17, Anreise, Barbara

Heute Samstag fahren wir in die zweite Dolomiten-Tourenwoche. Der grosse Schnee ist scheinbar noch immer nicht eingetroffen. Ein erster Treffpunkt ist, zu KG, am Bahnhof in Wädi. Diese Fünf machen sich gegen 8:45 mit dem Zug auf den Weg nach Zürich. Gottseidank sind wir rechtzeitig da und können unser Gepäck bequem und kompakt verstauen. Die beiden Nichtwädischwiler, die auch mit Zug reisen, stoßen zu uns und es kann losgehen. Wir können es kaum erwarten, die Grenze zu unserem Nachbarland Österreich zu passieren. Es ist schon bald Zeit fürs Z’Mittag. Wir Frauen beginnen in unseren Säcklis zu kramen und zaubern eine gesunde Jause Platte hervor. Im Gegensatz zum Familienvater vis-à-vis, der ein Weissbrötchen nach dem andern mit Schoggistängeli, mittels Loch für seine Kids fertig macht. Gut satt geniessen wir die kurzweilige Fahrt bis Innsbruck. Das versprochene Dessert gibt es im Brenner-Zug. Die einen passen auf das Gepäck auf und die andern besorgen Kaffee mit allem Drum und Dran. Von der Bio-Lilo gibt es einen feinen, süßen Deckel von Claro und Co. Jetzt geht alles schnell. Umsteigen in mittelalterliche Wagons auf dem Brenner, einmal Gepäck-Schleppen in Franzensfeste und in Bruneck aussteigen. Wir lernen unsere 8. Gspänli kennen, das den meisten noch nicht bekannt ist und mit dem Auto anreiste. Simon kommt uns ebenfalls mit dem Bus entgegen und so haben wir noch Zeit vor dem Nachtessen die Koffer auszupacken. Ein guter Tropfen Wein und ab in die Heia. Morgen geht es voller Elan los.

Sonntag, 19.2.17, Pizzo Claudio 2222 m, Kurt "il Biondo"

Pünktlich um 08:30 Uhr steht Simon (unser Bergführer) mit seinem Bus vor unserer Osteria. Skis und Rucksäcke werden verladen und los geht’s ins Ahrntal nach Prettnau 1460 m. Simon sagt uns, dass dort wo wir hingehen noch Pulverschnee liege. Dies ist ja kaum zu glauben, aber warten wir es ab. Wir steigen eine schöne Waldstrasse hoch und machen nach gut 1 h gerade einen Trinkhalt, als bereits ein Skifahrer mit Hund in rassigem Tempo die Waldstrasse hinunter gefahren kommt. Der Hund rennt vor dem Skifahrer und schneidet die Kurve, dann noch eine Skifahrerin mit Hund, dieser holt in der Kurve weit aus. Es folgen 3 weitere Skifahrer mit Hunden in ähnlicher Manier, aber beim 6. Skifahrer spurtet der Hund genau zwischen den Beinen des Skifahrers! Ich muss schnell innehalten und mich fragen wo sind wir: „Im Hohen Norden, oder …, nein im Dolomitengebiet mit angeblich keinem Schnee!“ Wir gleiten mit den Skis weiter den Stegerberg hoch und an der Stegerhütte 1898 m vorbei Richtung Lengkamm. Oben schaut der Pizzo Lungo (oder Lengspitze) 3090 m etwas grimmig auf uns herab. Ob ihm unser Aufstieg passt? Ich zweifle. Wir haben natürlich längst gemerkt, dass uns Simon nicht zu viel versprochen hat. Wir geniessen die herrliche Gebirgswelt und fast jedes verträumte Bäumchen in einer wundervollen Pulverschneelandschaft. Ein namenloser Vorgipfel, der aber ab sofort „Pizzo Claudio“ 2222 m heisst, bietet sich bestens als unser Ziel und Platz für die Mittagspause. Die Abfahrt bei, von Kennern als „Griespulver“ benannt, wird ein richtiger Genuss.
Vor dem Nachtessen wird zur ersten „Rummikub-Runde“ für alle Interessierten eingeladen. Davor möchte der Schreiber noch geklärt haben, in Anbetracht des folgenden Nachtessens, wieviel dl ein Standartglas Wein beinhalte? Trotz reger Diskussion bleibt die Frage ungeklärt. Die nun anschliessende Rummikub-Runde, für eine Teilnehmerin die erste ihres Lebens, tut allen gut. Vom feinen Nachtessen und dem tiefen Schlaf danach, sei nicht mehr viel verraten.

Montag, 20.2.17, Zösental, Margrit

Anlässlich des reichhaltigen Frühstücks erhält unser Charmeur eine Nackenmassage von einer
diesbezüglich begabten Hotelangestellten. Um halb neun ist unsere Gruppe abfahrbereit. Laut Claude, unserem Tourenleiter werden wir mit Simon, dem besten Bergführer der Dolomiten, in ein richtig "uriges" Tal fahren. Auf einer Höhe von 1665 m, auf der Bergmeisteralm findet Simon Schnee für uns. Wir schnallen die Ski an und wandern dem Zösenbach entlang auf den Zösengupf. Dort geniessen wir unser Picknick. Im Pulverschnee ziehen wir unsere Schwünge hinunter und hinterlassen dann und wann eine "Badewanne" im Schnee. Allzu rasch sind wir wieder an unserem Ausgangsort angelangt. Auf der Heimreise über Bruneck brachten es unsere Männer nicht übers Herz, an der berühmten Rienz-Brauerei vorbei zu fahren und ihren Durst zu löschen. Der schöne Tag wurde abgerundet durch ein excellentes Hubertus-Wildmahl in unserem Hotel Post.

Dienstag, 21.2.17, Forcella Loschiesuoi, 2500 m, Beat

Nach em total feine z’Morge - wo eim ab und zue au es Ei us em Chocher klaut wird – fahred mir mit em Büsli Richtig Passo Giau und verlönd s’Südtrol it Provinz Belluno. Mir parkiered a de Passstrass und stiged bi ordeli guetem Wätter uf zur Forcella Loschiesuoi uf öppe 2500 M.ü.M. Bi de Abfahrt werdet mir vo kolossal guete und herrliche Pulververhältnis beschwingt und beglückt und fröied öis schüli über die schampar guete Verhältnis. Bevor mir wieder is Büsli ischtiged singemer na öises Dankesliedli „dem Spender sei ein Trullalla“ will mir das bigoscht geschtert vergässe händ wo mir im Brouhus Rienz in Bruneck na eine gnehmiget händ. Dänn cheremer i uf em Passo Giau (2236 m) und chömed nach enere zimli lange Fahrt wieder hei it Ostaria Posta wo’s am sächsi ä Wyprob vom Meister Paolo Tolpeit i sim wunderbare Wychäller git. Zerscht gits en Kalterersee Keil 2015, en Vernatsch, und de segi schints bsunders geignet zum de Durscht lösche binere Summer Alpewanderig wie de Paolo brichtet und de Claude bestätiged. Dänn gahts zum Blauburgunder Castelfelfeder (Pinot nero) vo de Chällerei Glener mit Jahrgang 2015. Und zum Höhepunkt am Schluss wird vom Paolo en Kastèlt Cabernet Sauvignon us em Jahr 2007 vo de Chällerei Schreckbichl us em persönliche Wychäller vom Paolo kredänzt, s’blutt Wunder! Dezue gits feine Chäs, gluschtige Mortadella und Südtiroler Schpäck. Wer aber meint, de Südtiroler Schpäck chäm us em Südtirol de tüscht sich öppe gwaltig: oder häsch scho mal es Säuli gseh im Südtirol?? Die chömed nämli alli us Holland und werdet dänn i de würzige Südtiroler Alpeluft gräucheret und ufghängkt. Das passt, gäll!

Mittwoch, 22.2.17, Gross Klausental, Lilo

Nach dem Frühstück fahren wir mit unserem Bergführer ca. 1 Stunde via Ahrntal ins Gross Klausental. In der Suche nach Schnee werden wir auch diesmal dank Simon fündig. Die Skis werden angeschnallt und es geht zur LVS-Kontrolle. Ein Teilnehmer hat, zum Ärger des Tourenleiters, sein LVS nicht auf «senden» gestellt, was eigentlich bei einer erfahrenen Gruppe des SAC nicht passieren sollte. Nun kann endlich gestartet werden. Die Gruppe steigt gemächlich durch den lichten Wald auf, bis wir offenes Gelände erreichen und sich uns ein herrliches Panorama eröffnet. Vor uns liegt der 3135 m hohe Cima Dura, höchster Berg der Durreckgruppe, einem Gebirgszug, der das Ahrntal im Norden von Reintal im Süden trennt. Die Eisfälle, welche für jeden Eiskletterer eine Herausforderung darstellen, schimmern in einem herrlichen Blau. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichen wir unser Endziel, ein kleiner Vorgipfel (ohne Namen) unterhalb des Cima Dura. Nach einer kleinen Mittagsrast geht’s über pulvrige Hänge talwärts. Noch wissen wir nicht, was uns nach einem plötzlichen Wärmeeinbruch erwartet, nämlich von Bruchharsch bis matschigem Schnee so ziemlich alles. Aber auch dies wird relativ gelassen überwunden. Frohen Mutes geht es nach einem Bier etc. zurück ins Hotel Posta. Dank Simon geht wieder ein wunderschöner Tourentag zu Ende.

Donnerstag, 23.2.17, Fadner Alm, Kurt "der Nagel"

Erster Blick aus dem Fenster blauer Himmel – ein weiterer schöner Tourentag. Im Frühstücksraum sind bereits Claude und Margrit, es ist noch ruhig. Ich bereite meinen Tee nach Anleitung von Barbara – ein Beutel Grüntee und Fruchtee mit einem Zitronenschnitz Honig und Zucker – fertig ist das feine Tourengetränk. Unser Bergführer Simon Kehrer holt uns pünktlich 0830h im Hotel ab und in schneller Fahrt geht es ins Arnthal und dort links weg ins Weissenbachtal. Der Parkplatz auf 1400müM ist bereits gut besetzt mit Autos von Schlittlern, Skitourenfahrern und Wanderern. Drei Almen sind ausgeschildert, alle bewirtet. Das wird ein guter Tag! Vom Parkplatz weg starten wir mit den Fellen. Es ist 5° warm, kein Wind und wir steigen in gemütlichem Tempo hoch. 1330h sind wir auf 2300müM, wir sind hungrig und froh dass Simon uns die Mittagsrast in der tiefer liegenden Alm empfiehlt. Einzig Ernst möchte weiter hochsteigen und bedauert dass wir heute keinen Gipfel besteigen. Für die Henne mit 2480müM müsste nochmals eine Stunde eingerechnet werden und es wäre dann 1430h. Wir entschliessen uns für die Abfahrt bei gutem Pulverschnee in die 200m tiefer liegende Alm die mit Bänken und Tischen ausgerüstet ein schöner Ort für den Mittagslunch ist. Simon erholt sich auf einem schönen Liegestuhl von seinen Führerstrapazen. Die Sonne wechselt ab mit den Wolken es ist angenehm warm. Hungrig genehmigen wir uns das feine Sandwich und gekräftigt nehmen wir die nächsten 600 Meter Abfahrt bei Pulverschnee, und gut befahrenem Sulzschnee in Angriff. In rassiger Fahrt bei besten Schneeverhältnissen kommen wir zur Innerhofer Alm auf 1780müM. Die Alm ist bewirtet und gut besetzt, wir finden einen freien Tisch wo wir zum Abschluss unser verdientes Bier trinken. Noch 300 Höhenmeter rassig auf der Rodelbahn hinunter zum Parkplatz. Ein toller Tourentag geht zu Ende.

Freitag, 24.2.17, Störes 2181 m, Ernst

Beim Morgenessen verabschieden wir uns von Kurt Nagel, der die Tourenwoche einen Tag früher beenden muss. Somit starten wir die heutige Tour zu acht. Nach fünf wunderschönen, sonnigen Tagen ist für heute Schlechtwetter angesagt und Simon und Claude schlagen uns deshalb eine Tour vor, die im Pralongiagebiet endet. So schlecht war das Wetter beim Start südöstlich von St. Kassian noch nicht. Wir starten bei Armentarola und Simon führt uns in gemächlichem Aufstieg durch lichte Wälder Richtung Südwesten bis zur Baumgrenze. Auf der grossen Alp Pra de Störes setzt leichter Schneefall ein. Simon erzählt uns, dass letzte Woche ein Wolf hier einige Rehe gerissen habe. Beim Aufstieg zu unserem eigentlichen Tagesziel, dem 2181 Meter hohen Störes, packt uns der Wind und es schneit nun waagrecht. Beim Gipfelkreuz angekommen heisst es nun: so schnell als möglich abfellen, einen Schluck aus der Thermosflasche und ab Richtung Pralongia. Nach einer Viertelstunde erreichen wir die grosse Skihütte, mitten im Skizirkusgebiet von Corvara. Die Hütte ist natürlich total überfüllt und wir entscheiden uns, gleich ins Tal abzufahren. Für den ersten Teil der Abfahrt benutzen wir die offizielle Piste. Bei der Ütia Piz Sorega verlassen wir den Skizirkus und fahren durch den lockeren Wald zurück zu unserem Ausgangspunkt Armentarola und geniessen anschliessend den wohlverdienten Capuccino bzw. ein Bier in St. Kassian.

Samstag, 25.2.17, Heimreise, Claude

Heute treffen wir uns erst um 8.30 Uhr zum letzten Frühstück. 5 Teilnehmer steigen um 10.22 Uhr, ohne Skis und Gepäck, bei schönstem Wetter, in den Bus nach Bruneck. Beat und ich verladen die Skis, Rucksäcke und die Rollis in Paolos neuen Bus. Über einen sehr schönen, kurvenreichen Insider-Schleichweg fährt uns Paolo (Grosses herzliches Dankeschön!) ohne Stau an den Bahnhof Bruneck. 13.01 Uhr steigen wir in den "Stadler" und fahren über Franzensfeste, Brenner nach Innsbruck. Das Umsteigen beherrschen wir. Im nahen Restaurant INSIEME, bei Elisabeth, löschen wir unseren grossen Durst und beruhigen mit feinen Pizzen und Poulet Salat unsere knurrenden Mägen. Der Railjet 166 trifft pünktlich, jedoch wie immer pumpenvoll, im Bahnhof ein. Nachdem alle Skis, alle Rucksäcke und alle Koffer verstaut sind, beziehen wir unsere reservierten 2 Abteile mit Tisch. Auf dem achten Platz sitzt eine junge Asiatin. Beat kann es nicht lassen und beginnt eines seiner berühmten Interviews. Woher (Hongkong), wohin (St. Anton), wie lange (2 Wochen), warum keine Skis dabei (wird sie mieten), warum alleine usw. Die Hongkongerin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und beantwortet Beats Fragen höchst vergnügt. Um 21.25 Uhr treffen wir in Zürich ein.

Ohne grosse Erwartungen sind wir vor 1 Woche ins schneearme Südtirol gereist. Unser Bergführer Simon und das Ahrntal haben unsere Skitourenwoche zu einem Volltreffer gemacht. 5 Pulverschnee-Skitouren bei schönstem Wetter haben unsere Erwartungen weit übertroffen.

An dieser Stelle eine herzliches, grosses Dankeschön an alle Teilnehmer für die Toleranz und ihren persönlichen Beitrag zum guten Gelingen dieser unfallfreien Skitourenwoche.

Fotos:
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