Bericht zur Tour
Autor
Christin Kehrli
Erstellt am
27.05.2024 15:29
Letzte Änderung
27.05.2024 15:29
Tourenbericht

Beim dritten (für mich vierten) Anlauf hats geklappt. Und zwar so richtig geklappt! In einer wettermässig sehr unbeständigen Zeit öffnete sich das Wetterfenster exakt für 4 Tage für ein perfektes stabiles Hoch. Mit Auto, Postauto und Taxi Kehrli von Guttannen reisten wir am frühen Freitagmorgen zum Räterichsboden. Da es zuvor nochmals kräftig schneite, verzichteten wir auf den Steilen Zugang ins Gauli via Golegghore und wählten den gemütlicheren Anstig via Bächlital. Für einen Kaffe in der Hütte reichte die Zeit leider nicht. Die Sonne brannte bereits sehr stark als wir uns den Leitern zur Oberen Bächlilicke näherten. Der Aufstieg war schnelle erledigt, denn wir mussten "nur" drei aktuell sechs (???) Leitern erklimmen. Der viele Schnee war dann auch im Gauli spürbar. Von den grossen Spalten die sich im Sommer hinter den Lücken auftun war wenig zu sehen. So düsten wir auf dem anspruchsvollen Schnee in grossen Bogen runter zum Gaulisee wo wir ein akklimatisations-Nickerchen hielten bevor wir den etwas mühsamen Schlussteil hoch, runter und nochmals hoch zur Gaulihütte in Angriff nahmen. Die Mühen haben sich gelohnt: die frisch renovierte Gaulihütte sieht wunderbar aus! Auch die Stimmung in der Hütte ist wunderbar. So entspannt obwohl doch "pumpenvoll". Am nächsten Tag bricht unsere kleine Gruppe - Raphael, Sandra, Jürg und die Autorin und Tourenleiterin - auf, vorbei am Propeller der vor rund 70 Jahren verunglückten Maschine über den Gauligletscher zum Rosenhorn. Bis zum Vorgipfel gehts wacker mit den Skiern an den Füssen, aber dann erwarten uns doch noch rund 30 Minuten Kraxelpassagen rauf zum Gipfel des Rosenhorns, den wir ganz für uns haben. Kurz nach dem Mittag sind wir im Rosenlauibiwak. Wir hatten alle ein bisschen Respekt vor dem langen Nachmittag im Biwak. Aber zu unrecht. Wir waren vollends beschäftigt mit Schneeräumen (das WC musste noch ausgegraben werden), mit Schmelzwassersammeln (Jürg bastelte eine tolle Tropfwasserfang-Rinne unter dem Dach), mit Kleider Trocknen, Wasser kochen, die rausfahrenden Tourengänger beobachten und sünnelen. Um 17 Uhr genossen wir unseren Expeditionsfood (das nächste Mal nehmen wir wieder Hörnli mit, aber ein Versuch wars wert) und um 19 Uhr krochen wir in die Kojen. Und um 20 Uhr kamen die weiteren Gäste zum Biwak. Jänu. Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, es sollte nochmals warm werden. Bereits um 9 Uhr standen wir am Fusse des Wetterhorns das wir in perfektem Trittschnee noch vor 10 Uhr erkraxelt haben. Endlich, die vom Säuliamt aus so gut sichtbare Pyramide erreicht. Die Aussicht runter ins Tal, raus ins Flachland und hinein in die Weiten der Alpen war unglaublich schön. Dank dem frühen Start hatten wir sogar noch Zeit, den Gipfel nummer drei anzureihen und zum Mittelhorn aufzusteigen. Dieses wiederum wartete mir einer Schlusskraxelpartie auf uns. Aber wir wussten: die Tour endet nicht auf dem Gipfel sondern im Tal. Und das schwierigste Stück der ganzen Tour wartete kurz unterhalb des Biwak auf uns. Dort gilt es, eine steile Felspartie zu überwinden. Allein die Tatsache dass der Fels dort mit einer Eisschicht überzogen war, ermöglichte es uns, diese Passage noch abzufahren respektive über einen Absatz von rund einem Meter abzuspringen. Zu unserer grossen Freude konnten wir bis auf rund 20min Fussmarsch sogar mit den Skiern "rausfahren".